Jesu Kreuzigung und die Verkündung des leeren Grabes

Jesu Kreuzigung

Verkündigung des leeren Grabes

Die Kreuzigung

Die Szene im nächsten Glasbild umfasst anderthalb Fenster und ist damit sehr prominent dargestellt. Unübersehbar: der gekreuzigte Jesus.

Links vom Kreuz: die Aufschrift, die Pontius Pilatus veranlasst hat und die den Grund für die Kreuzigung nennt: INRI, Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum, Jesus von Nazareth, König der Juden. - Hochverrat also war ihm vorgeworfen worden, nachdem der jüdische Hohe Rat ihn nach seiner Verurteilung wegen Gotteslästerung nicht selbst töten durfte. Nichts davon war Jesu Anliegen gewesen. - Am Fuß des Kreuzes würfeln zwei Wachsoldaten. Der Gewinn: das Gewand Jesu, ganz links dargestellt.

Die ganze Szene ist vorwiegend in Rottönen dargestellt – was es nicht leichter macht, Details zu erkennen. Es symbolisiert das Blut Jesu. Er stirbt an der Willkür und Bosheit der Welt. Nur die Wachsoldaten unten sind in Uniform-Blau dargestellt. Der Himmel über Jesus ist nur noch an einzelnen, kleinen tiefblauen Stellen zu sehen, obwohl die Szene mitten am Tag geschieht.

Rechts vom Kreuz (im rechten Fenster) finden wir Gottes Trauer über den Tod seines Sohnes und über die Willkür der Menschen dargestellt. Mitten am Tag verdunkelt sich die Sonne: eine Sonnenfinsternis (rund, grün und blau dargestellt). Darunter ein Bogen, in dem ein rotgrünes Stofftuch hängt: der Vorhang vor dem Allerheiligsten im Tempel ist zerrissen. Als Zeichen der Trauer machten jüdische Menschen in dieser Zeit einen Riss in ihre Kleidung. Hier zerreißt der Vorhang vor dem heiligsten Bereich des Tempels, den zu betreten nur Priester berechtigt waren.

Die Kreuzigung war die schlimmste, schändlichste Strafe, die das Römische Reich zu verhängen hatte. Jesus stirbt diesen Verbrechertod. Die letzten Worte Jesu bewegen sich zwischen „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ über „Heute noch wirst du (= ein mit ihm Verurteilter) mit mir im Paradies sein“ bis zu „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“. Sie zeigen, dass Jesus sich seines Auftrags gewiss ist, stellen aber auch seine Todesnot dar mit dem furchtbaren Gefühl, sogar von Gott verlassen zu sein.

Hier wird ganz deutlich, dass Jesus weiß, was es heißt, ein Mensch zu sein. Er kennt diese Welt mit ihren vielen irritierenden und tödlichen Erfahrungen. Er war ein Grenzgänger, präsent für die Armen und die Außenseiter:innen. Er hat sich tief in unser Leben eingegraben.

 

Im Duktus der Geschichten des Bilderfrieses ist hier der Höhepunkt der Bosheit der Menschen erreicht. Hat das Böse gesiegt?

Lesetipp

Eine sehr lesenswerte, gut verständliche Darstellung der Kreuzestheologie finden Sie auf der Homepage unserer Evangelischen Kirche im Rheinland: Aus Leidenschaft für uns (ekir.de).

 

Das leere Grab

In der rechten Bildhälfte des zwölften Fensters ist ein Engel dargestellt, der am leeren Grab sitzt und mit einer Hand auf das Grab und mit der anderen nach oben weist. Engel und Grab sind vorwiegend in Blautönen dargestellt, umgeben von lichtem Weiß und Gelb. Sein Gesicht ist mit bekenntnis-rotem Glas belegt. Er verkündet, dass Jesus nicht hier im Grab liege, sondern auferstanden sei. Die Frauen, die gekommen sind, den Leichnam Jesu zu salben, fehlen aber in der Darstellung. So wird deutlich, dass der Engel die Betrachtenden anspricht, als stünden wir selber an diesem offenen Grab. (Lesetipp: Verschiedene Ostergeschichten finden sich am Ende der Evangelien in der Bibel).

Die Nachricht von der Auferstehung Jesu zu glauben, fiel den Jünger:innen anfangs sehr schwer, obwohl Jesus oft genug darüber gesprochen hatte. Erst als sie Jesus selbst als Auferstandenen gesehen haben und er mit ihnen gesprochen hat, können sie die Auferstehung vom Tod glauben. Es dauert, bis sie verstehen, was passiert ist: Jesus ist gestorben. Aber Gott hat ihn nicht dem Tod überlassen, sondern hat ihn auferweckt. So hat er die Endgültigkeit des Todes überwunden. Er ist mächtiger als der Tod. Alle, die an ihn glauben, bleiben jetzt nicht mehr im Tod, sondern werden auferstehen.

An dieser Stelle im Bilderfries zeigt sich, dass das Böse nicht die Oberhand behält. Der Tod ist die letzte Macht und Konsequenz des Bösen. Gott aber erweist sich als stärker, indem er Jesus aus dem Tod weckt. Der Tod hat keine endgültige Macht mehr. Vielmehr gilt hier Gottes großes Ja zu uns Menschen. Seine Liebe bricht die Macht des Todes.