Die Stillung des Sturmes

 

Das 8. Bild in unserem Bilderfries zeigt eine neutestamentliche Bibelgeschichte: die Stillung des Sturmes. Sie ist den drei ersten Evangelien entnommen und kommt z.B. bei Markus 4,35-41 vor.

Jesus und die Jünger fahren nach getaner Missionsarbeit über den See Genezareth, um über Nacht am anderen Ufer zu bleiben. Während sie mitten auf dem See sind, kommt Sturm auf; die Jünger kommen gegen den Wind nicht an. (Das Matthäusevangelium spricht sogar von einem Seebeben). In ihrer Angst wecken sie Jesus, damit er mithilft, zu rudern. Da steht Jesus auf und bedroht den Sturm. Der legt sich augenblicklich. „Warum habt ihr solche Angst?“, fragt Jesus. „Habt ihr denn immer noch kein Vertrauen?“ Da befällt die Jünger noch größere Furcht und sie fragen sich: „Wer ist das nur, dass ihm sogar Wind und Wellen gehorchen?!“   

Sieht man sich das Glasbild von Karl-Heinz Frettlöh an, ist die dargestellte Situation alles andere als entspannt: das Schiff hat seine normale Lage verlassen, das Heck ragt hoch aus dem Wasser. Die Jünger sind Jesus zugewandt und heben bittend die Hände zu ihm auf. Es ist sieht finster aus, in jeder Hinsicht (dunkelblau und fast schwarz). Aber Jesus hat den Durchblick (gelb!). Er steht entspannt am Bug, reckt den Arm vor und bedroht den Sturm. Oder segnet er die Jünger? Die Handhaltung legt auch das nahe; es ist eine typische Segenshaltung in der Alten Kirche: der Daumen bildet ein Kreuz mit dem Ringfinger.

Viel rotes Glas ist hier verwendet worden: Jesus fragt die Jünger nach ihrem Glauben. Wo ist der Glaube der Jünger, wenn doch Jesus bei ihnen ist? Warum vertrauen sie ihm nicht? Im Gegenteil: sie erschrecken und fragen sich, woher er Macht hat über die Elemente. Dabei haben sie schon so viel mit ihm erlebt und von ihm selbst erfahren, dass sie wissen könnten, wer Jesus ist und wie weit sie ihm vertrauen können!       

So ist die christliche Gemeinde immer neu gefordert, in ihrer Zeit ihren Glauben an Gott zu bezeugen. Die Darstellung der Sturmstillung soll der Gemeinde als Mahnung und als Hoffnungszeichen dienen, nicht kleinmütig und kleingläubig zu werden, wenn der Wind von vorn kommt. Sie soll treu auf Gott vertrauen und das tun, was er uns aufgibt.