Geschichte

 

Die Evangelische Kirchengemeinde Uerdingen erstreckt sich entlang des Rheins und umfasst die Krefelder Stadtteile Uerdingen, Linn und Gellep-Stratum. Damit liegt die Gemeinde in einem Gebiet, das bis 1803/15 zum kurfürstlichen Kölner Erzbistum gehörte und deshalb - fast - keine Protestanten duldete. Als Erster und lange Zeit Einziger erhielt der calvinistische Holländer Wolter Mauritz 1789 das dauerhafte Niederlassungsrecht.

Durch die preußische Herrschaft ab 1815 und die sich dann beschleunigende Industrialisierung wuchs die Zahl der Protestanten derart an, dass u.a. die Familie Mauritz 1839 dem preußischen Kronprinzen bei seinem Besuch den Wunsch nach Errichtung einer selbständigen Kirchengemeinde Uerdingen  „alleruntertänigst zu erkennen gegeben“ hat (Gründungsurkunde, Blatt 1). Als König Friedrich Wilhelm IV. hat sich dieser an seine Zusage gehalten und am 13. März 1848 die Gemeinde durch königlichen Erlass offiziell gegründet.

Unterstützt von den Nachbargemeinden Friemersheim und Crefeld, sowie von der Kreissynode Moers hatte bereits am 18.02.1846 der erste Gottesdienst stattgefunden. Diese waren auch neben der Uerdinger Bürgerschaft und vor allem dem Gustav-Adolf-Werk daran beteiligt, dass 1862 die erste evangelische Kirche Uerdingens eingeweiht werden konnte. Die Presbyterien und die Kreissynode haben damit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Kirche im Raum Uerdingens neu geordnet wurde. Dies entspricht der presbyterial-synodalen Tradition des calvinistisch geprägten Protestantismus im Uerdingen, die dann jedoch durch den preußischen König auf die unierte Rheinisch-Westfälische Kirchenordnung von 1835 verpflichtet wurde.

Trotz des Ersten Weltkriegs und der revolutionären Wirren wuchs die Gemeinde bis 1932 auf 3 ½ Tausend Mitglieder an, sodass neue Gottesdiensträume angemietet wurden und die Christus-Kirche in Lank erbaut wurde. In der Zeit der NS-Tyrannei konnte sich die Gemeinde nur sehr bedingt der "Gottlosenbewegung" (Pfarrer Bork) entziehen. Sein Nachfolger, Pfarrer Hasheider, wurde 1939 direkt nach Amtsantritt in den Krieg abkommandiert, sodass die Gemeinde ohne geistliche Führung blieb.

 

Geschichte nach 1945
Die schwer beschädigte Uerdinger Kirche konnte nach dem Zweiten Weltkrieg zwar relativ schnell instandgesetzt werden, doch hatte sich durch die Flüchtlingsströme die Zahl der Gemeindeglieder fast verdoppelt. Die Einrichtung einer zweiten (1950) und einer dritten Pfarrstelle (1960) war deshalb ebenso folgerichtig wie der Abriss der zu klein gewordenen Uerdinger Kirche wenige Monate vor ihrem 100-jährigen Jubiläum.

Nachdem 1956 bereits ein großes Gemeindehaus an der Kronenstraße in Uerdingen fertiggestellt worden war, konnte 1964 die Michaelskirche eingeweiht werden, deren mittelalterlich anmutender, runder Glockenturm bis heute das Uerdinger Stadtbild prägt. Parallel dazu wurde in Linn die (alte) Johanneskirche und ein Gemeindehaus (1963) errichtet, die später durch Pfarrhaus und Glockenturm ergänzt wurden. In Bezug auf Lank mündeten die Beratungen 1971 in die Errichtung einer selbständigen Gemeinde.

Die wachsende evangelische Bevölkerung im Norden Uerdingens führte 1988 zur Errichtung eines Gemeindehauses an der Bergstraße. Die hier angesiedelte Pfarrstelle entfiel jedoch bereits 2002 wieder aufgrund der allgemeinen Sparzwänge.

Zwei Jahre vorher konnte auch in dem am Rand der Uerdinger Gemeinde liegenden, dorfartigen Stadtteil Gellep-Stratum ein kleines Gemeindezentrum an der Lanker Straße eingeweiht werden. Zwischenzeitlich nutzte der gemeindeeigene Kindergarten Kastanienstraße das Gebäude für die Zeit der Planung und Realisierung eines Neubaus an alter Stelle. 2023 ist der Neubau fertig geworden und bezogen.

2007 wurden das ehemalige Gemeindehaus Kronenstraße verkauft sowie die alte Johanneskirche, die Gemeinde in Linn zog in die neue Johanneskirche an der Ostpreußenstraße um.

Angesichts der bewegten Geschichte des evangelischen Uerdingens und den nicht weniger bewegenden, notwendigen Veränderungsprozessen der Kirche in Gegenwart und Zukunft kann der Psalmvers der Kirchengemeinde als Dank für Wachstum und Bewährung, aber auch als Bitte um Bewahrung eines fruchtbaren geistlichen Lebens gelesen werden:

„Er gleicht einem Baum, der am Wasser steht: Jahr für Jahr trägt er Frucht, sein Laub bleibt grün und frisch. Ein solcher Mensch hat Erfolg bei allem, was er unternimmt.“ (Psalm 1,3)

 

Transskription der Gründungsurkunde 
Gründungs-Urkunde
der evangelischen Gemeinde zu Üerdingen

Nachdem die evangelischen Einwohner zu Üerdingen, im landräthlichen Kreise Crefeld, unterm 13.ten Juni 1839, dem damaligen Kronprinzen von Preußen, Seiner jetzt regierenden Majestät Friedrich Wilhelm IV. den Wunsch der Begründung eines evangelischen Pfarrsystems in besagter Stadt allerunterthänigst zu erkennen gegeben hatten, und auf höchsten Befehl das Bedürfniß des öffentlichen Gottesdienstes, des Unterrichts und der Seelsorge von den zuständigen Behörden, dem königlichen Consistorio zu Coblenz und der königlichen Regierung zu Düsseldorf durch Vermittelung des Superintendenten der Kreissynode Meurs, nach Vernehmung der Presbyterien und Repräsentationen der angränzenden evangelischen Gemeinden zu Friemersheim und Crefeld erörtert und festgestellt wurden, ingleichen die vierte Rheinische Provinzial-Synode den Antrag unterstützt hatte, haben der könig. Majestät in nachstehenden Worten die evangelische Gemeinde zu Üerdingen ins Leben gerufen:

Auf Ihren Bericht vom 29.v.M. will Ich den evangelischen Einwohnern der Stadt Üerdingen die Rechte einer selbstständigen evangelischen Gemeinde verleihen, der für dieselbe gegründeten neuen Pfarrstelle das gewöhnliche Staatsgehalt von jährlich 262 Thalern 15 Silbergroschen bewilligen, und genehmigen, dass dieser Betrag pro 1849 und für die Folgezeit in die Nachweisung der fortlaufenden Mehrbedürfnisse des Ministeriums der Geistlichen Angelegenheiten aufgenommen werde.

Berlin, den 13. März 1848

gez. Friedrich Wilhelm.

 

   

Evangelische Kirchengemeinde Uerdingen

 

 

Gründung der Ev. Kirchengemeinde in Uerdingen

Ev. Kirchengemeinde Uerdingen - 175 Jahre im Überblick

Ev. Kirchengemeinde Uerdingen - Heute und Früher

Michaelskirche Uerdingen (1964)

erstellt durch Herr Jörg Klein zum Tag des offenen Denkmals am 10.09.2023