Die evangelische Michaelskirche steht am Beginn der Uerdinger Fußgängerzone an der Niederstraße, Ecke Am Zollhof in Uerdingen. Auf dem Grundstück befindet sich ein Bodendenkmal vor der Kirche: die Fundamente des Niedertores, also des nördlich gelegenen Stadttores; es wurde abgerissen, als die Stadt sich erweiterte. Es handelt sich bei der Michaelskirche um eine sehr große Hallenkirche, die etwa 600 Sitzplätze fasst.

 

Ausrichtung
Die Kirche ist nicht – wie die Vorgängerkirche – „orientiert“, d.h. nach Osten ausgerichtet. Stattdessen steht sie „gegen den Strom“, Rhein aufwärts gewandt. So soll auch die Gemeinde sich ausrichten: gegen den Strom der allgemeinen Meinung, stattdessen klar am christlichen Glauben und seinen Werten ausgerichtet und bereit, für den Glauben einzustehen. Sieht man die Kirche von der Bruchstraße aus, hat man den Eindruck, ein riesiger steinerner Dampfer bahne sich den Weg durch schweres Fahrwasser. Bedenkt man den Grundriss, so bildet die Hallenkirche mit ihrer leicht ausgestellten Taufecke und der Chorecke rechts und links vom Abendmahlstisch einen unübersehbaren Pfeil stromaufwärts.

 

Entstehungszeit
Geplant wurde die Michaelskirche in Uerdingen seit Ende der 1950er Jahre; sie wurde im Dezember 1964 für den Gottesdienst geweiht. Es war die Zeit des Kalten Krieges, die mit der Kubakrise 1962 einen traurigen Höhepunkt erfuhr. Die Kirche mit ihrer speziellen Ausgestaltung sollte einerseits trösten, andererseits zum Kampf gegen das Böse aufrufen. Daher bekam sie den Namen Michaelskirche. Es ging den Erbauern um eine steinerne Mahnung und Ermutigung gegen die Macht des Bösen, den der Erzengel bekämpft.

 

Eingangsbereich
Durch ein kunstvoll geschmiedetes Tor betritt man ein Atrium, das links zur Turmkapelle und rechts in die Kirche führt. Genau gegenüber dem Eingang findet sich als Meißelarbeit in der Mauer eine Darstellung des Erzengels Michael, der eine Schlange tötet. Es ist ein Sinnbild des Schutzes gegen alles Böse.

 

Innenansicht
Betritt man die Michaelskirche, ist man erstaunt, wie hell der große Raum wirkt. Das hohe Dach ist innen mit Holz verkleidet und wirkt recht dunkel. Der Altarbereich mit Taufecke und Chorecke hat keine natürliche Beleuchtung. Die Seitenwände sind dagegen mit großen Glaswänden hell gestaltet.

 

Glaswand zur Straße
Die Beton-Glas-Wand zur Straßenseite ist bestimmt durch Beton-Kassetten mit gesägtem und geschlagenem Glas.

 

Buntglasfenster
Die Glaswand an der Gartenseite ist geprägt von in Bleisprossen gefasste Antik-Gläser, die viel Licht gerade am Vormittag in die Kirche bringen. Ein Band aus Buntglasfenstern in Augenhöhe zeigt vierzehn Bibelgeschichten in sehr starken Farben. Sie zeigen folgende Szenen (vom Eingang aus gezählt):
1.    Die Schöpfung – der Garten Eden mit Adam und Eva und die Vertreibung aus dem Paradies (1 Mose 2-3).
2.    Der Brudermord an Abel (1 Mose 4).
3.    Der Turmbau zu Babel und die Zerstreuung der Menschen (1 Mose 11).
4.    Die Bindung Isaaks (1 Mose 22)
5.    Die Berufung des Mose am brennenden Dornbusch (2 Mose 3-4)
6.    Der Durchzug Israels durch das Schilfmeer und die Zehn Gebote (2 Mose 14-15 und 19-20).
7.    Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer (z.B. Markus 1,1-13)
8.    Die Stillung des Sturmes (Markus 4,35ff u.a.)
9.    Die Bergpredigt Jesu, besonders die Seligpreisung der Friedfertigen (Matthäus 5-7)
10. Die Heilung zweier blinder Menschen (Matthäus 9,27-31)
11. Die Kreuzigung Jesu
12. Ostern mit dem leeren Grab (z.B. Markus 16 u.a.)
13. Pfingsten (Apostelgeschichte 2)
14. Die Berufung des Petrus zur Heidenmission (Apostelgeschichte 10,9ff.)

 

Der Altarraum
Der Blick wird automatisch auf den Altarraum gezogen. Der steinerne Tisch steht höher auf einem Podest mit fünf Stufen. Über dem Tisch hängt an der Wand – statt eines Kreuzes – eine Skulptur, die die Geschichte von der Sturmstillung wiedergibt. Die Skulptur, in der Gemeinde oft nur „das Schiff“ genannt, zeigt Jesus, der in einem in Schieflage geratenes Boot steht und mit ausgebreiteten Armen Sturm und Wind in die Schranken weist, während sich einige Jünger ängstlich an der Reling festhalten. Vielen ist diese Skulptur zum Trostbild in bedrohlichen Zeiten geworden. - Durch den doppelten Schattenwurf mag man auch an die Kreuzigungsszene erinnert werden.
Die Kanzel findet sich links vor dem Abendmahlstisch.

 

Die Taufecke
befindet sich rechts des Tisches in einem Bereich unter dem Niveau des Kirchenbodens. Hier steht ein großes Taufbecken und ein Kerzenständer mit einer Tauf- oder Osterkerze. Umgeben ist dieser Bereich mit einer Steinbank. Hier können Andachten und kleine Taufgottesdienste gut stattfinden.

 

Die Chorecke
Auf der anderen Seite auf der Höhe der 4. Stufe ist der Platz des Chores mit der „Chororgel“, einem Positiv. Dieser Bereich erweist sich als sehr ungünstig für die Hörbarkeit des Chores, darum stehen die Sängerinnen und Sänger meistens auf den Altarstufen.

 

Instrumente
Die Chororgel war schon zu Beginn in der Michaelskirche aufgestellt worden. Auf der Empore über dem Eingang ist eine größere Orgel erst später eingebaut worden. Außerdem besitzt die Gemeinde ein kleines Orgelpositiv als Continuo-Instrument für große Chor- und Orchesterwerke.
Für Neues Geistliches Liedgut wird gerne der Flügel genutzt, der unterhalb der Kanzel steht.

 

Bestuhlung
Die Michaelskirche hatte in der ursprünglichen Ausstattung 42 schlichte Bänke, die in zwei Blöcken, getrennt durch einen breiten Mittelgang, auf den Abendmahlstisch ausgerichtet waren. Seit dem Gemeindejubiläum im Jahr 2023 stehen hier stattdessen Stühle, die in jede beliebige Richtung gestellt werden können. So ist es z.B. möglich, die Buntgläser während des Gottesdienstes zu betrachten oder bei Konzerten auf die große Orgel zu sehen, wenn die Stühle entsprechend ausgerichtet werden.

 

Die Turmkapelle
Der Glockenturm
Neben der Michaelskirche, näher zur Niederstraßen hin, steht ein freistehender, 42 Meter hoher Glockenturm. Er ist aus Beton gegossen und mit einer Klinkerschale verblendet. (Leider ist diese Außenhaut inzwischen baufällig, sodass ein Schutznetz und ein Schutzgang zum Eingang angebracht wurden, um Fußgänger vor herabfallenden Teilchen zu schützen. Auch die beiden Uhren mussten stillgelegt werden, weil darüber das Schutznetz hängt.)

 

Die Glocken
Im Turm hängen vier große Bronze-Glocken. Sie sind gestimmt in d, e, fis und g. Die tiefste Glocke hat die Funktion der Totenglocke, die nächste ist die Betglocke, danach die Hochzeitsglocke und die kleinste ist die Taufglocke. Alle Glocken sind mit Bildern versehen, die auf die entsprechenden Bibelgeschichten weisen. Leider schweigen sie seit Jahren, ebenfalls wegen der Gefahr herabfallender Fassaden-Teilchen durch die Vibration.

 

Die Eingangstür
Vom Atrium hinter dem Eingangstor aus kommt man zum Eingang der Kapelle. Ein schön gestaltetes Element ziert hier den Knauf der Eingangstür.

 

Die Kapelle
Die Kapelle umfasst den Raum direkt im Turm – hier ist kreisrund der Altarraum angeordnet mit einem steinernen Würfel als Abendmahlstisch. Über den Turm hinaus ist der Raum erweitert durch theater-artig ansteigende Stufen, angeordnet in einem Kreissegment. Die Bänke bieten Platz für etwa 120 Menschen.

 

Das Kreuz
Über dem Abendmahlstisch ist an Ketten ein Kreuz aus Metall aufgehängt. Der Rahmen enthält eine metallene Dornenranke, die an die Dornenkrone Jesu erinnern soll. In der Mitte befindet sich ein Lamm mit dem Kreuz als Siegesfahne.
 
Der Sakristei-Anbau
An die Kirche angebaut findet sich an der Altarwand ein kleiner Sakristei-Anbau. Ursprünglich gab es hier einen Sakristei-Bereich für die Predigenden, dahinter den Küsterraum mit allen für den Gottesdienst nötigen Utensilien. Jetzt ist dieser Raum entkernt und beherbergt das Gemeindebüro. In der Etage darüber befindet sich ein kleiner Raum, der vor allem für Besprechungen im kleineren Kreis dient.
                                                                                                                      Heike Klute
 
 
Michaelskirche Uerdingen
Niederstraße/Am Zollhof
47829 Krefeld
Küsterin: Britta Voges
Tel. 0178 8227 686
 
Gemeindebüro der Evangelischen Kirchengemeinde Uerdingen
Am Zollhof 1a
47829 Krefeld
Tel. 0 21 51 48 06 01
E-Mail: uerdingen@ekir.de