Skulptur im Altarraum

Die Bronzeskulptur

An der Altarwand nimmt eine Bronzeskulptur großen Raum ein. Sie ist 4,50 mal 3,00 Meter groß und zieht die Blicke an.

Sie wurde geschaffen von dem Bildhauer Ulrich Henn aus Leudersdorf bei Gerolstein. Von ihm stammt auch der Entwurf für das Altarkreuz mit dem Lamm Gottes, das in der Turmkapelle hängt. Ulrich Henn wurde am 6. März 1925 in Schwäbisch Hall geboren und starb am 8. Dezember 2014 in Leudersdorf. Zunächst begann er als Bildschnitzer und Restaurator z.B. von barocken Treppenanlagen und filigranen Schnitzwerken aus Holz. Dann entdeckte er die Bronze als Werkstoff für sich und entwarf viele Skulpturen, Türen, Altarkreuze und andere sakrale und profane Bildwerke. 

Die Skulptur zeigt die Stillung des Sturmes durch Jesus (Markus 4, 35-41 und Parallelen). Im 8. Fenster des Buntglas-Frieses gibt es eine andere Darstellung dazu; weitere Erläuterungen siehe dort.

Das Boot ist durch den Sturm in Schieflage geraten. Die Jünger halten sich an der Reling fest. Einer hat die Hand erhoben. Ist es der, der Jesus wachgerüttelt hat? Oder ist er erschrocken über die Wirkung, die Jesus auf den Sturm hat? Alle sehen jedenfalls auf Jesus. Der steht auch hier aufrecht in dem Boot. Er hält beide Arme waagerecht - weil er balancieren muss? Die linke Hand ist ein wenig erhoben, um die Abwehr des Sturms zu signalisieren. Oder: beruhigt er das Seebeben mit einer beschwichtigenden Abwärtsbewegung der Arme?

Das Michaelskirchen-Schiff nimmt die Schiffssymbolik auf als Mahnung und als Hoffnungszeichen, nicht kleinmütig und kleingläubig zu werden, wenn der Wind von vorn kommt.

Durch den doppelten Schatten auf der Wand werden wir auf eine ganz andere Szene gewiesen: nämlich Jesus am Kreuz zwischen den beiden Schächern.

Und eine weitere Assoziation: könnte es nicht auch sein, dass Jesus die Jünger und uns mit ausgebreiteten Armen segnet? Diese Skulptur ist also sehr vieldeutig. Sie spricht die Betrachter immer wieder anders an, je nach dem Blickwinkel und dem jeweiligen Befinden.

 

Die Altarwand   

Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Wand hinter der Skulptur nicht gerade, sondern wie ein angedeuteter Schiffsbug ein wenig geknickt ist, als würde es sich mit dem ganzen Kirchengebäude um ein Schiff handeln. Außen an der Kirche kann man den Knick, den „Bug“, besser erkennen. Da ist er zudem mit dem Kreuz als Gallionsfigur bezeichnet. Die Kirche steht wenige Meter entfernt vom Rhein, parallel dazu, den „Bug“ flussaufwärts gerichtet.

Will sagen: die Gemeinde sitzt mit den Jüngern in einem Boot. Zwar nicht auf dem See Genezareth, sondern am Rhein und in der jeweiligen Situation in unserer Zeit. Und es ist meist kein einfaches Treiben mit dem Strom. Oftmals geht es gegen den Trend. So ist die christliche Gemeinde immer neu gefordert, in ihrer Zeit ihren Glauben an Gott zu bezeugen.      

Baurat Heinrich Otto Vogel, nach dessen Entwurf die Michaelskirche geschaffen wurde, bestätigt diese Gedanken: „Die Stillung des Sturmes auf dem See Genezareth ist Sinnbild der Kirche auf dieser Erde“ (Festschrift 1964, S. 24). Das Schiff „Gemeinde“ kommt immer wieder in Situationen, in denen das Vertrauen auf Gott die einzige Möglichkeit ist, zu leben und zu bestehen. Die Kirche sucht daher immer neue Wege, das Wort Gottes zu verkünden und den Glauben der Gemeindeglieder zu stärken.