Bergpredigt
Das 9. Fenster des Glasbilder-Frieses in der Michaelskirche zeigt in Rot eine große, sitzende Figur. Darum herum sind, zumeist in Grüntönen, weiß oder rot gestaltete weitere Menschen angedeutet. Ein Satz ist in der rechten oberen Ecke zu lesen: „Selig sind die Friedfertigen.“ Das weist uns auf die Bergpredigt Jesu, wie sie im 5.-7. Kapitel des Matthäusevangeliums zu finden ist. Sie beginnt so:
„Als Jesus aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
Und er tat seinen Mund auf und sprach:
„Selig sind, die da geistlich arm sind;
denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen,
denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet
nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen,
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind,
denn sie werden Gott schauen.
Selig sind, die Frieden stiften;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich.“
In unserem Buntglasfenster ist also die 7. Seligpreisung Jesu wiedergegeben: „Selig sind, die Frieden stiften“; „Selig sind die Friedfertigen“ – so drückt es eine ältere Lutherübersetzung aus. Fertig zum Frieden sein: das kennzeichnet eine besondere Haltung im Gegenüber zu Menschen, die einen anfeinden, angreifen. Wer fertig ist, also bereit ist zum Frieden, der schlägt nicht mit gleicher Gewalt zurück, sondern sucht aktiv den Frieden mit seinem Gegenüber. Wer so gesinnt ist, der wird Gottes Kind heißen. Welch eine Verheißung!
Jesus zeigt mit der Rechten ein Stoppzeichen und fordert Aufmerksamkeit. Mit der Linken weist er den Menschen den richtigen Weg. In der weiteren Bergpredigt lehrt Jesus die Menschen. Er erklärt, dass das Gesetz des Alten Bundes zwischen Gott und Israel nicht hinfällig sei, sondern dass er es erfüllen werde.
Er geht eine ganze Reihe gesetzlicher Regelungen durch und verschärft sie sogar. Z.B. zitiert Jesus das Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben. Jesus fordert dagegen: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Jesus fragt sogar: Was tust du denn Besonderes, wenn du die liebst, die dich auch lieben? Die größere, bessere Haltung ist es doch, auch seinen Feind zu lieben! (Matthäus 5,43-48) – Ach, wenn das immer so einfach wäre!