Turmbau (1 Mose 11)
Der Turmbau zu Babel (Genesis 11,1-8)
In der Geschichte im nächsten Glasbild treiben die Menschen es noch bunter: Sie wollen zeigen, dass sie überhaupt die Größten sind – größer als Gott!
Schon früh hatte man herausgefunden, wie man Ziegel herstellen kann, die nicht gleich wieder zerbrechen, und wie man sie zu Häusern mit mehreren Etagen aufschichten kann. Eine bahnbrechende Errungenschaft! Die Pläne waren entsprechend hochfliegend: die Bevölkerung von Babel wollte einen Turm bauen. Seine Spitze sollte bis an den Himmel reichen, „damit wir uns einen Namen machen“! Und sie fingen an, Material zu beschaffen und zu bauen. - Man kann ganz gut den Turm erkennen, der allerdings ein wenig schief und wackelig aussieht. Warum?
Gott kam ihnen entgegen, hier in einem dunklen, blauen Halbkreis (oben) angedeutet. Er wollte sich das Werk ansehen. „Dies ist der Anfang ihres Tuns,“ erkannte Gott, „nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben!“ Und Gott verwirrte ihre Sprache. Die Menschen konnten sich nicht mehr verständigen, nicht mehr verstehen. Darum ließen sie schließlich den Turm unvollendet, schlossen sich zu Sprachgruppen zusammen und verteilen sich über die ganze Erde. Vielleicht hat der Turm deshalb so viele verschiedene Farben, um die Sprachenvielfalt zu symbolisieren.
„Die Thematik des Frieses stellt die fortschreitende menschliche Sünde dar, der das Ja des lebendigen Gottes gegenübergestellt wird“, so stellte Wilhelm Weck in der ersten Festschrift über die Michaelskirche fest (Festschrift 1964, S. 43). Er war der Glaskünstler bei der Firma Derix in Kaiserswerth, der den Fries ausgeführt hat.
Die fortschreitende menschliche Sünde – dagegen das Ja des lebendigen Gottes. Die ersten drei Bilder über Geschichten der Urgeschichte geben das wieder. Gott liebt seine Menschen. Darum straft er sie in diesen Geschichten nicht mit dem Tod, sondern mit anderen Maßnahmen. Aber seine gute Schöpfung wird verachtet, seine Warnungen und Gebote in den Wind geschlagen. Die Menschen wenden sich immer mehr zum Bösen, zum Lebensfeindlichen. Ihre Hybris steigert sich immer weiter. – Ein jederzeit aktuelles und akutes Thema!